Heiner Hiltermann, Journalist und Autor

Wer sich abends dem Wat Bottom Park in Phnom Penh nähert, dem schallt laute Musik entgegen: Pop, Reggae, Rap, gerne auch lokale Versionen.
Zwei grosse Boxen liefern den Sound, ein Notebook sorgt dafür, dass zwischen den Songs keine Pausen entstehen. 30, 40 Einheimische in vier, fünf Reihen hintereinander bewegen sich zur Musik. Aber was heisst hier bewegen? Sie tanzen, steppen im Rhythmus vor und zurück, werfen die Arme, lassen die Hüften kreisen.
Der Vortänzer in der Mitte gibt per Mikrofon hin und wieder kleine Anweisungen, die meisten Schritte aber müssen sich die Tänzer einfach abschauen. Die erste Reihe beherrscht die Figuren perfekt. Wie komplex diese sind, sieht man an der dritten, vierten Reihe. Dort können viele kaum Schritt halten. Macht nichts, vielleicht klappt es morgen oder kommende Woche!
Fast alle Altersgruppen sind vertreten, Kinder, Jugendliche, Erwachsene, vor allem Frauen. Nur die Alten fehlen. Sie hätten vermutlich auch Schwierigkeiten, dem Vortänzer zu folgen.
Man kommt und geht, wie es der eigene Zeitplan und die Kondition zulassen. Die meisten Mittänzer klemmen beim Abschied einen kleinen Schein unter das Notebook, mit verschwitzten, strahlenden Gesichtern: Das Fitnesstraining macht offensichtlich Riesenspass.

Text und Fotos: © Copyright Heiner Hiltermann