Heiner Hiltermann, Journalist und Autor
Plötzlich hing der Affe an meinem Rucksack und liess sich nur durch das beherzte Eingreifen eines Arbeiters vertreiben, der glücklicherweise genau an der Stelle mit
der Restaurierung der Mauer beschäftigt war. Er lächelte und wandte sich sofort wieder seiner Arbeit zu, bevor ich mich richtig bedanken konnte. Der Affe hockte zehn Meter weiter und wartete auf die
nächste Gelegenheit zur Attacke.
Ich hatte den Affen schon eine Weile beobachtet und gedacht, er habe es auf meinen Sonnenhut abgesehen. Doch den hätte er mir leicht vom Kopf reissen können, zu sehr war ich mit dem Weg beschäftigt:
Die Ruinen von Sigiriya, einem 1500 Jahre alten Königspalast, liegen auf einen mehr als 100 Meter senkrecht aus der Ebene ragenden Felsen; über Treppen und schmale, an die teils überhängenden
Wände montierte Stege geht der Weg steil hinauf. Der Affe aber hatte an einer Aussentasche herumgezerrt, in der ich eine Wasserflasche verstaut hatte. Unter der Flasche hatte ich jedoch drei vor ein
paar Tagen übrig gebliebene Kekse vergessen. Den Affen hatte die durch das Netz glitzernde Verpackung angelockt.
Um die Affen, die in Sri Lanka praktisch überall auftauchen – in Parks, an Bushaltestellen, an See- und Flussufern – , mache ich jetzt einen grossen Bogen. Was nicht immer gelingt: Manchmal bemerke
ich sie erst, wenn sie direkt neben mir ihre Zähne blecken!