Das Geld liegt auf der Straße

In Indonesien hat man immer Millionen im Geldbeutel. Die Geldscheine fangen bei 1000 Indonesischen Rupien ‪(‬IDR‪)‬ an‪,‬ das sind gerade mal sechs Cent. Mehr als eine Million Rupien  spuckt der ATM in der Regel nicht aus. Wir müssen immer wieder an den Geldautomaten.
Auch in Tuktuk‪,‬ dem kleinen Dörfchen am Tobasee‪,‬ müssen wir mal wieder Geld ziehen. Der erste Versuch scheitert, der Bildschirm zeigt nur an‪:‬ zur Zeit ist der Automat ausser Betrieb. Wir nehmen es gelassen und bummeln durch die Gassen‪,‬ an  Essständen, kleinen Shops und Hotels vorbei. Mehr hat Tuktuk nicht zu bieten. Ruhig und gemächlich geht es hier zu.
Plötzlich entdecken wir noch einen weiteren ATM. Ein uniformierten Mann gibt uns zu verstehen, dass wir warten sollen. Wir sehen schnell warum: Der Automat wird frisch mit Geldscheinen aufgefüllt. Zwei Männer hantieren in der engen Kabine, einer mit vielen Schlüsseln, der andere hält einen älteren Rucksack umfangen. Der ganze Apparat wird auseinandergenommen, große Kassetten werden sichtbar. Langsam wird es eng.
Der mit dem Rucksack weicht auf den Gehweg aus, er braucht Platz. Aus dem Rucksack zieht er einen gewaltigen Plastiksack mit unendlich vielen gebündelten Geldscheinen, hauptsächlich rote Hunderttausender und blaue Fünfzigtausender. Der Mann in Uniform schaut den beiden interessiert zu und fotografiert alle Vorgänge. Vorbei fahrende Motorräder nimmt er gar nicht wahr. Eine Viertelstunde liegen Milliarden auf der Straße! Unglaublich! Das spricht für die Sicherheit in Sumatra.
Schließlich ist der ATM wieder bereit. Die Männer steigen in einen schwarzen Kombi, die Scheiben sind vergittert. Der Rucksack wird in einem Panzerschrank im Kofferraum verstaut. Vermutlich geht es jetzt zum nächsten ATM. Unser Geldbeutel ist auch wieder gefüllt - nicht nur gefühlt mit Millionen!

Text & Fotos: © Copyright Heiner Hiltermann/Melli Fleig