Heiner Hiltermann, Journalist und Autor
Was für Lebensbedingungen. Auf den ersten Etappen unserer Manaslurunde kommen uns immer wieder Krankentransporte entgegen. Ein alter Mann liegt auf einer Trage, gehalten von vier jungen Männern.
Vier weitere laufen als Ablösung nebenher. Bei den steilen, felsigen, teilweise schwindelerregenden Pfaden keine einfache Art des Transports. Dieser Art begegnen wir mehrfach. Zwei bis drei Tage sind
es wohl bis nach Arughat. Dort wartet der Bus nach Kathmandu.
Ein Mann aber hat sich diese Transportart offenbar nicht leisten können. Er trägt seine Frau auf dem Rücken zu Tal. Die Frau ist bleich, hält die Augen halb geschlossen. Die Arme hat sie um den Hals
ihres Mannes geschlungen. Der blickt nur angstvoll auf die nächsten Schritte vor sich. Hoffentlich kommt er noch rechtzeitig zum Arzt.
Wir schauen hilflos – und peinlich berührt. Wenn uns etwas passiert, ruft Huku, unser Guide, mit seinem Handy im Handumdrehen einen Helikopter herbei. Ein, zwei Stunden, dann sind wir im Spital in
Kathmandu. Wir sind versichert und müssen das nicht einmal selber bezahlen. Eine Krankenversicherung gibt es in Nepal nicht. Es ist Erntezeit, Mann und Frau werden vermutlich auf den Feldern Ihrer
Familie schmerzlich vermisst. So ungerecht ist die Welt. Und was können wir daran ändern?